Pit Picking bei Steißbeinfisteln

Die Pit Picking Methode ist eine bereits sehr alte und bekannte Methode, die von Herrn Prof. Bascom bereits vor über 30 Jahren durchgeführt wurde. Nachher geriet sie in Vergessenheit und ist jetzt seit einiger Zeit wieder auf dem Vormarsch.

Ziel der Methode ist es, bei der Steißbeinfistel (Sinus Pilonidalis) die kleinen Öffnungen im Bereich der Analfalte (Pits) komplett zu entfernen und ggf. eine kleine Gegeninzision (Schnitt) auf der anderen Seite durchzuführen. 

Dieser Eingriff wird immer in örtlicher Betäubung durchgeführt. Er schränkt die Beweglichkeit nicht ein und verursacht keine längeren Krankheitsphasen. Die Wunde ist immer nach vier Wochen spätestens verheilt. Meistens jedoch bereits nach zwei Wochen.

Auch bei dieser Methode kann es zum Wiederauftreten einer Steißbeinfistel (Sinus Pilonidalis) kommen. Besonders häufig kommt es bei übergewichtigen Männern dazu. Während normalgewichtige Männer und Frauen in über 70 % der Fälle keine Rezidive (Wiederholungen) erleiden.

Ein weiteres Ausschlusskriterium ist formal, ein bereits im Vorfeld ein oder mehrere bereits im Vorfeld durchgeführte Lappenplastiken oder Entfernungen der Fistelgänge im Bereich des Steißbeines.

Operationsverlauf:

Nachdem sich der Patient auf den Bauch gelegt hat, wird im Bereich der sogenannten Pits (kleine Fistelgänge) ein örtliches Betäubungsmittel gespritzt, welches relativ rasch wirkt. Danach werden die Pits ganz knapp ausgeschnitten. Also quasi herausgepickt, so dass sehr kleine, max. 2 mm durchmessende Wunden entstehen. Seitlich der Falte wird dann ggf. ein Entlastungsschnitt von ca. 1 cm Länge angelegt, so dass sich evtl. vorhandene entzündliche Sekrete hierüber entleeren können. Danach wird ein Verband angelegt. Ein Ausstopfen des Wunde, wie bei der Entfernung der Fistelgänge, ist nicht erforderlich.

Wenn eine „Nachblutung“ auftritt, ist es hilfreich, sich etwa 30 Minuten auf den Po zu setzen. Dann wird die „Blutung“  aufhören.
Danach ist nur noch darauf zu achten, dass ggf. eine Damenbinde in die Unterhose gelegt wird, da noch bis zu 14 Tage eine geringe Sekretion (Ausfluss) auftreten kann. Nach vier Wochen muss die Fistel komplett verschlossen sein. Schmerzen können in geringem Maße bestehen. Sehr selten halten sie auch bis zu zwei Monaten an.

Sollte ein erneutes Nässen nach Monaten auftreten, wird die sofortige Wiedervorstellung empfohlen, da ggf. die Methode nochmals durchgeführt werden kann.

Wenn alle Versuche die Fistel mittels Pit Picking zu verschließen scheitern, empfehle ich die  Lappenplastik nach Karydakis mit hoher Erfolgsquote; diese jedoch stationär. Es ist mit einer längeren Rekonvaleszenz zu rechnen.

Eine kurze Erklärung zur Lappenplastik nach Karydakis:

Diese Steißbeinfistel Operation wurde bereits Ende der 60er Jahre vom griechischen Chirurgen G. Karydakis entwickelt. 

Die Fisteln werden in der Hauptsache von einer Seite aus ausgeschnitten (exzidiert). Dadurch liegen die Wunden seitlich der Gesäßfalte. Das Unterhautfettgewebe auf der gegenüberliegenden Seite der Operationsstelle wird in die Wunde gelegt. Anschließend wird die Haut herüber gezogen und vernäht. So entsteht eine Verschiebung von Haut von einer Poseite auf den entstandenen Defekt. Durch die gleichzeitige Verschiebung des Unterhautfettgewebes wird vermieden, dass ein Loch entsteht. So wird verhindert, dass die Wunde in einem unsauberen und feuchten Gebiet liegt. Das erleichtert die Heilung.

Die Operation ist für alle von einer Steißbeinfistel betroffenen Patienten geeignet. Insbesondere für diejenigen, für die eine Pit Picking Operation nicht in Frage kommt. Ebenso hilfreich ist die Karydakis Lappenplastik für Personen, bei denen eine Entfernung der Fistelgänge keinen Erfolg zeigte. Bei dieser Operation ist das Alter der Steißbeinfistel nicht entscheidend.

Der Eingriff wird stationär unter Vollnarkose ausgeführt und gilt nicht als besonders schmerzhaft. Es wird eine Drainage gelegt, damit die Wundflüssigkeit besser ablaufen kann. Sie wird nach ein bis zwei Tagen wieder entfernt. Nach ca. 10 Tagen werden die Fäden gezogen. So lange wird die Wunde mittels Pflaster verschlossen. Spezielle Vorsichtsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Dennoch wird den Patienten empfohlen, sich möglichst „ruhig“ zu verhalten und nach dem Stuhlgang die Wunde immer gründlich auszuduschen.

Von einer endgültigen Heilung ist auszugehen, wenn die Wunde bereits nach dem Fädenziehen gut ausgeheilt ist. Bei etwa 10 – 15 % der Patienten kommt es zu Wundheilungsstörungen. Meistens kommt es zwischen dem 8. und 12. Tag nach der OP zu einem schwallartigen Ausfluss von Wundwasser, welches sich in der Wunde gesammelt hat. Es verzögert die Wundheilung auf ca. 4 – 6 Wochen. Es handelt sich nicht um eine Nachblutung! Es ist unbedingt zu verhindern, dass die Wunde komplett aufreißt, da dies zu weiteren Komplikationen führt. Dann dauert die Wundheilung genau so lange wie bei einer Entfernung der Fistelgänge.

Bei erfolgreichem Verlauf der Karydakis Operation ist auch in späteren Jahren fast nicht mehr mit einem Rezidiv zu rechnen. Das Gebiet um die Operationsnarbe kann sich noch über Monate leicht taub anfühlen.